Unser Co-Ceo über seine Reise nach Wales: Meine Frau hat es sich jeweils zum Spass gemacht, unseren Freunden zu klagen, dass sie einen bösen Ehemann zu Hause hätte. Als dann – wie sie natürlich erhoffte – unweigerlich die Frage unserer Bekannten aufkam, was denn der Anlass ihrer Beanstandung zu ihrem Gatten sei, erwiderte sie trocken: «Er will nicht mehr mit mir auf die Kanalinseln.»
Ja, die kleinen und charmanten Inseln im Ärmelkanal haben es ihr angetan. Da wir aber die letzten drei Sommerferien auf diesen bezaubernden Eilanden – welche wohl gemerkt auch mir gut gefallen – verbracht hatten, verspürte ich doch die Lust, mal in andere Gefilde zu ziehen.
Meine liebe Frau hat aber zuerst noch versucht, die Kinder mittels Demokratie auf ihre Seite zu ziehen. Sohnemann meinte, es wäre schon mal cool, wieder etwas Neues zu entdecken, während die Tochter sich mit den Worten «Es ist mir egal, einfach Ferien», der Stimme enthielt – so hatte ich auch auf demokratischem Wege die Weichen für ein neues Reiseziel stellen können.
Ein weisser Fleck auf meiner Grossbritannien-Karte
Wer mich kennt, weiss, dass ich eine ausgesprochene Affinität zu den britischen Inseln pflege. Ein Landesteil des Vereinigten Königreichs hat mir aber bislang in meinem Grossbritannien-Puzzle noch gefehlt: Wales – das kleine Land (ca. die hälftige Grösse der Schweiz) im Westen von England.
Am besten fliegt man aus Zürich nach Manchester, mietet sich einen Mietwagen und erreicht die Landesgrenze von «Cymru» – wie sich Wales in der Landessprache nennt – in ca. eineinhalb Fahrstunden.
Ein Zuhause auf Zeit
Unsere Familie mag es in den Ferien jeweils, ein Haus zu mieten. Die Miete eines sogenannten Cottage hat für uns den Vorteil, dass man nicht täglich mit Sack und Pack den Standort wechseln muss, man genügend Platz hat, einen regnerischen Tag auch bei einem gemütlichen UNO-Spiel überbrücken kann – und man ein Zuhause vor Ort hat.
Natürlich haben wir die Wahl unserer Wunschferienhäuser in gelebter Demokratie und stundenlanger Arbeit zu viert getroffen. Unsere Wahl fiel auf ein Häuschen in Llandudno in Nordwales und für die zweite Ferienwoche auf ein Haus in Broad Haven in Südwales.
Nordwales – Seebadflair und wildromantische Natur
Die Wahl des Ferienortes Llandudno hat sich als richtig erwiesen. Das altehrwürdige und charmante Seebad mit seinem dominanten Pier, der alten Seilbahn auf den Hausberg und vielen guten Restaurants ist gut gelegen, um den nördlichen Teil Wales sternförmig zu erkunden.
Insel-Ausflug mit Papageientauchern
So haben wir die bekannte Insel Angelsey besucht. Die beschauliche, flache Insel, von wo aus man bei guter Fernsicht die Umrisse Irlands am Horizont erblicken kann, ist ein idealer Ausgangspunkt für einen Ausflug mit dem Schiff nach Puffin Island, wo man die hübschen Papageientaucher und Robben sehen kann. Auch der Besuch des Leuchtturms von South Stack – Postkartenidylle pur – ist lohnenswert.
Hoch hinaus im Snowdonia Nationalpark
Was aber für mich schon lange ein «Muss» war, ist eine Fahrt mit der legendären, alten Zahnradbahn auf den höchsten Berg in Wales, den Yr Wyddfa (auch bekannt als Snowdon) auf 1085 m über Meer. Nach der stündigen, holprigen Fahrt von Llanberis aus wird man mit einem unvergleichlichen und atemberaubenden Panorama über den Snowdonia Nationalpark belohnt.
Burgen, Schlösser und das kleinste Haus Grossbritanniens
Für Schloss- und Burgen-Fans ist Wales ein wahres Paradies – sind es doch nicht weniger als 200 Stück der alten Gemäuer, welche man hier besuchen kann. Besonders lohnenswert ist der Besuch des Ortes Conwy mit seinem gleichnamigen Schloss aus dem 13. Jahrhundert. In Conwy befindet sich zudem eine besondere Kuriosität: gemäss «Guinness Book of Records» mit 1.8 m Breite, 3 m Tiefe und 3.1 m Höhe das kleinste Haus Grossbritanniens.
Abenteuer auf dem Wasser – das Pontcysyllte-Aquädukt
Nordwales ist durchzogen mit einem ausgeklügelten Kanalsystem, das einst für den Warentransport genutzt wurde. Ein echtes Highlight ist die Fahrt mit einem typischen Narrow Boat über das als UNESCO-Weltkulturerbe deklarierte Pontcysyllte-Aquädukt.
Südwales – Karibikstimmung in Wales?
Nach einer Woche stand nun der Wechsel unseres Domizils an, und wir reisten auf engen, kurvenreichen Strassen in den Süden Wales.
Landschaftliche Kontraste zum Norden
Südwales – verblüffend anders. Während der Norden teilweise karg, mystisch und wild erscheint, erwartete uns im Süden eine unverwechselbare Landschaft: Grün, üppig, mit weiten Feldern und Wiesen, welche in vielen Teilen der Pflanzenwelt ein fast mediterranes Bild abgaben.
Küstenpfade, Delfine und stille Strände
Zudem beeindruckten uns wunderschöne Küsten, lange und menschenleere Sandstrände, die eher an einen Karibik-Strand erinnerten – wäre da nicht das 16° kalte Wasser. So erstaunt es nicht, dass wir hier eher den Naturerlebnissen als der Geschichte nachgingen. Auf gut beschilderten Küstenpfaden kann man die einmalige Natur entdecken. Bei einem Angelausflug hatten wir zwar kein Fangglück, dafür wurden wir mit traumhaften Ausblicken, Delfinen und Robben belohnt. Die Küste ist gesäumt von hübschen kleinen Dörfern und Ortschaften wie zum Beispiel Tenby und Saundersfoot.
Fazit mit einem Augenzwinkern
Selbstverständlich habe ich meine Frau nach den Ferien gefragt, wie es ihr gefallen hat.
«Es war schön, nächstes Jahr will ich aber wieder auf die Kanalinseln.»